Elektroauto Fazit nach 1 Jahr: Empfehlenswert oder nicht?
- Günther Simetsberger
- 9. März
- 5 Min. Lesezeit
Ich habe mir vor relativ genau einem Jahr einen BYD Seal AWD gekauft. Ich bestellte ihn bereits im Oktober 2023, als man ihn nur auf Prospekten betrachten konnte und verliebte mich sofort in meinen Seal. Mein erstes Neuauto seit 1992 und es war auch geplant, dass es mein letztes wäre! Bekommen habe ich ihn dann als einer der ersten Österreicher am 16.02.24. - Ein geiles Fahrzeug, das im Preis-Leistungsverhältnis nicht zu schlagen war.

Nach 12,5 Monaten waren nun die ersten 20.000km auf dem Tacho und ich habe seither keine sauteure Tankstelle mehr von innen gesehen. Da hat man sich so einiges zusammengespart. ...Könnte man meinen. Nun, im ersten Jahr schon. Ich bin seit vielen Jahren von Excel fasziniert, so wie ich es auch in der Schule von Mathematik war und schreibe mir alle meine Programme selbst. Meine Programme sind profund und vergleichbar damit, wenn ein Häuslbauer baut und baut und plötzlich ein Schloss vor sich stehen hat. So gebe ich seit dem ersten Tag nicht nur meine in das Auto nachgeladenen kWh in mein Haushaltsprogramm ein, sondern auch den stets aktuell billigsten Benzinpreis in der Nähe, wo ich den Akku lud. Das Programm weiß, was ich vorher für ein Auto und was für einen Verbrauch ich vor dem Seal hatte (Chrysler PT Cabrio mit 142PS mit 9,63l/100km). Es berücksichtigt den Ladestromverlust und berechnet mir nach jedem Ladevorgang, was ich gespart habe, im Vergleich, hätte ich noch immer meinen Chrysler. Und ja, da kam so einiges zusammen.

Vom 16.02.24 bis zum 15.02.25 fuhr ich 19228km und ersparte mir beim "Tanken" satte €1751,21!
Gutes Geld, würde man meinen. Nun, wenn es unsere vertrottelten Politiker und die geldgeilen Stromanbieter nicht gäbe... Ich lade zu 99% zuhause, da es da am billigsten ist und ich auswärts erst recht wieder den berechnenden Geschäftsleuten ausgeliefert wäre. Seit Februar 2024 hat sich der Preis pro kWh zuhause jedoch von 16Ct. auf mittlerweile 30Ct. gesteigert! Hatte ich im April '24 noch einen monatlichen Strompreis von 120,- Euro, so bezahlte ich im Februar bereits 235,- und im März '25 €229. Lapidare Erklärung des Stromanbieters: Es wäre alles okay mit der Rechnung. Der Strompreis hat sich eben "etwas" erhöht im neuen Jahr und auch das Netzentgelt. "Etwas" ist gut gesagt! Die kWh stieg inkl. Berücksichtigung des Netzentgeltes, Abgaben, Gebühren und "Service Fee" von 16 auf 30, mittlerweile 31 Ct., was am Ende eine Verdoppelung des Preises bedeutet. Während der Benzinpreis ums Eck in dieser Zeit von 1,639 auf 1,497 runterging! Da soll sich keiner verarscht vorkommen! Habe ich vor einem Jahr bei einer Lademenge von 73kWh noch 23,70 gegenüber Benzin gespart, so spare ich heute bei derselben Ladung nur noch 16,10 gegenüber meinem ehemaligen 142PS-Benziner. Rechne ich die 100,- Euro Mehr an monatlicher Stromrechnung auf das Jahr hoch (nur mal Daumen x π), so verliere ich von den eingesparten 1751 Euro 1200. Aber da der Wagen ja im Sommer eine höhere Reichweite hat, werde ich im Sommer auf keine 230,- Euro für Strom kommen. Also, der Ehrlichkeit halber wird man mit ca. 1000-1100 Euro Verlust rechnen müssen. So! ...Und jetzt kommen unsere Politiker und verkünden stolz eine Einführung der "Motorbezogenen Versicherung" für Elektroautos, womit der Seal mit 813,- Euro Jahreskosten zu rechnen hätte...
Die 1751,21, die ich mir auf der Tankstelle einsparte, verteilt man somit zu gut 50:50 auf Stromanbieter und den Staat und man spart am Ende rein gar nichts! Hinzu kommen sauteure Reifen um 2 x 1000,- (Sommer/Winter), die bei moderater Fahrweise auf jeden Fall zwei Saisonen durchhalten sollten. Also 1000,- für Reifen pro Jahr, auch bei moderater Fahrweise. Von der Kreditrate noch gar nicht gesprochen! 470,-*12 = 5640,- Euro und am Ende entwertet einem die Regierung deinen Besitz vollends, indem sie derlei Gesetze erlässt, das dein Auto dadurch völlig unverkaufbar wird. Man hat zwar einerseits einen Besitz; wenn man sich den behält, ist er ja auch etwas wert, ja, aber wenn man ihn verkaufen möchte, wird jeder auf die 530PS verweisen und versuchen, damit den Kaufpreis ins Bodenlose zu drücken. Das Auto wurde somit unter völlig falschen Versprechen verkauft. Wofür aber auch der Verkäufer nichts kann, sondern einzig unsere Politiker, die ihre Geldgier nicht auf künftige Anmeldungen von Elektrofahrzeugen beziehen, sondern trotz allen Versprechungen der letzten Jahre nun auch Bestandsfahrzeuge miteinbeziehen. Ein Schelm, der da nicht an Gauner und legalisiertes Gaunertum denkt. Aber der Staat darf sich eben alles erlauben. Fazit: Wer sich auf das Abenteuer Elektroauto einlässt, sollte nicht glauben, dass ihm das billiger als sein Benziner kommt! Wenn man es, so wie ich, nicht für Sparmaßnahmen oder die co2-Ziele der Regierung tat, sondern aus Überzeugung und Liebe zur Umwelt, ist es okay. Diese Liebe zur Natur ist jedoch ein Minus-Geschäft oder anders gesagt ein Hobby, dass einem Geld kostet und nicht einspart, auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen möge. Das was man einspart, ergaunern sich Stromanbieter und der Staat. Die Regierung macht dadurch den Umstieg auf Elektro völlig sinnlos und arbeitet selbst mit aller Kraft gegen ihre eigenen co2-Ziele, die sie erreichen möchte. Wie es für Firmen und Kleinwagenbesitzer mit wenigen PS aussieht, kann ich jetzt nicht genau sagen, aber auch Kleinwägen werden eine Motorbezogene Versicherung bekommen. Man spricht von 400,- im Mittel. Selbst wenn es nur 300,- Euro sind, bedeutet das zusammen mit der Strompreiserhöhung ein Schrumpfen auf ein Minimum der pro Jahr ersparten "Benzinkosten". All diese Daten sind beim Laden zuhause entstanden. Ist jemand auf öffentliche Ladesäulen angewiesen und bezahlt 50 und mehr Cent pro kWh, wird es ungleich unrentabler. Und wer sich, so wie ich, von einem abbezahlten Gebrauchten trennt und dafür einen Neuen mit Kredit oder Leasing nimmt, wird unweigerlich nichts von erspartem Geld sehen und am Ende ein Dank der Regierung völlig entwertetes Auto vor sich stehen haben. Zu dieser Ernüchterung kommt dann noch der Fakt, dass das Laden selbst auf Schnellladestationen 10x so lange dauert, als das Betanken eines Benziners und zuhause ein Seal in rund 7 Stunden von 10% auf 100% wiederaufgeladen wird... Zeit, in der man natürlich schlafen und alles andere machen kann. Nur wenn man das Auto braucht, crashen halt Theorie und Praxis. Ein möglicher Problempunkt, den ich eben mit der Einsparung aufwog und damit wegsteckte. Doch fehlt die Einsparung, bleibt am Ende nur noch der negative Aspekt bestehen.
P.S.: Ich erfreue mich dennoch über meinen BYD Seal, da ich ihn mir nicht für Einsparungszwecke zulegte. Sollte die neue Versicherung aber noch weiter über die 800,- Euro hinaus gehen (was sie ohnehin im Laufe der nächsten Jahre durch die jährlichen Anpassungen tun wird), stelle ich der Bank mein Auto vor die Türe und lege mir kurzerhand wieder einen 20 Jahre alten, alles verstinkenden Benziner zu und scheiße auf irgendwelche co2-Ziele unserer heuchlerischen und gaunerischen Politiker. Ich genieße den Seal, fühlte mich aber immer auch in 20 Jahre alten Renault Twingos ebenfalls wohl und mein Ego benötigt diesen Wagen ganz sicher nicht.

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