Rendez-Vous mit einem Psychopathen
- Günther Simetsberger
- 20. Okt. 2024
- 5 Min. Lesezeit

Der Hass im Internet gegen Elektroauto-Fahrer, gegen Elektroautos oder auch nur gegen Chinesische Autos oder gegen Autofahrer, die sich von Dränglern und Rasern nicht antreiben oder verscheuchen lassen, wird groß und immer größer geschrieben. Bei jedem Malheur mit einem E-Auto, und selbst wenn ein Auto komplett abbrennt, gibt es unzählige Idioten, die den Artikel darüber mit ihrem Lieblings-Smiley der Schadenfreude 😁 bedenken.
Anfang Oktober kreuzte ein offensichtlicher Psychopath, der da zwischen virtuellem und realen Leben wohl keinen Unterschied mehr zu machen imstande ist, meinen ganz persönlichen Lebens- bzw. Arbeitsweg... Ich war frühmorgens auf der Autobahn A1 in Richtung meines Arbeitsplatzes unterwegs. Nachdem ich auf die Autobahn auffuhr, stellte ich mein Tempomat auf meine übliche Autobahngeschwindigkeit von 120km/h ein. Eine Geschwindigkeit, bei der ich nach Ausloten meines E-Autos weiß, dass sich die Reichweite nur minimal von der bei 100km/h reduziert und mit der man auch zügig vorankommt. Nach wenigen Kilometern holte ich zwei LKWs ein, die mit 100km/h unterwegs waren. Mein üblicher Vorgang ist, dass ich zuerst in den Spiegel schaue, bevor ich mit 120 nach Links wechsle. Kommt jemand in absehbarer Distanz, erhöhe ich auf 130 und überhole. Kommt niemand, bleibe ich auf meinen 120 während dem Überholvorgang. In diesem besagten Fall kam zwar jemand, aber sehr weit hinter mir. Deswegen blieb ich anfangs auf meinen 120km/h. In dem sich nähernden Fahrzeug war aber ein Fahrer, der trotz der erlaubten 130km/h mit ca. 160-170 heranraste. So wie ich das im Spiegel bemerkte, blendete er auch schon von Weitem auf, dass ich mich von der linken Spur schleichen sollte. Das tat ich nicht, sondern erhöhte eben auf die erlaubten 130. Der Typ wollte seinen Geschwindigkeitsüberschuss mir gegenüber ausnutzen und mich rechts überholen und sich dann noch zwischen mir und dem Heck des LKWs durchdrücken. Ein Vorhaben, dass sich nie ausgehen konnte, da ich ja selbst schon nah an den LKWs war, worauf er stark abbremsen musste und offenbar in Rage geriet. Ich überholte die beiden LKWs mit der erlaubten Geschwindigkeit und als ich den vorderen LKW überholt hatte, wechselte ich sofort wieder in die rechte Spur. Normalerweise würde ein Drängler nun an dir vorbeiziehen, dir durch das Fenster den Mittelfinger oder sonst was zeigen, aber Gas geben. Nicht aber dieses kranke Exemplar...
Er überholte mich, schnitt mich aber links vorne, so dass ich mein Lenkrad verreißen und stark abbremsen musste. Hätte ich nicht gebremst und mein Lenkrad nicht verrissen, wäre es hier schon zu einem Unfall gekommen. Das war ihm aber noch nicht genug. So wie er in der rechten Spur vor mir fuhr, bremste er urplötzlich stark ab, worauf ich auf mein Bremspedal springen musste, um ihm nicht hinten in sein Auto zu krachen. Längstens da wusste ich, das ist ein "Psycho"... Danach gab er Gas, als hätte er sich nun genügend abgeregt. Plötzlich sprang er wieder auf sein Bremspedal und zwang mich wieder zu einer Vollbremsung, gab wieder Gas und wiederholte sein Spielchen insgesamt 4-5 Mal, in der Hoffnung, mich damit in einen Unfall zu treiben, bei dem ich als hinterherfahrender Fahrer natürlich die Unfallschuld gehabt hätte. In so einer Situation traut man sich schon gar nirgends anders mehr hinzuschauen, als auf seine Bremsleuchten, da es jederzeit wieder zu einer Vollbremsung kommen hätte können. Nichtsdestotrotz blinzelte ich kurz mal in meinen Seitenspiegel und sah, dass in der linken Spur gerade niemand von hinten kam. Als er wieder stark abbremste scherte ich nach links aus und überholte diesen Idioten. Ich ließ mich aber auf kein Autorennen mit diesem Psycho, mitten unter den anderen Verkehrsteilnehmern, ein, sondern blieb auf den erlaubten 130km/h. Ich wollte gerade nach dem Überholvorgang wieder nach Rechts wechseln, sah aber, wie er Vollgas gab. Hätte ich die Fahrspur gewechselt, hätte diesmal ich ihn geschnitten oder gar gerammt. Also blieb ich notgedrungen links und ließ ihn mich in der rechten Spur überholen. Da ich meine erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 130km/h fuhr, hatte er da leicht abzuschätzende 150-160km/h drauf. Kurz nachdem er mit seinem Lenkrad auf selber Höhe zu meinem Lenkrad war, verriss er plötzlich sein Lenkrad und rammte mich mit voller Wucht mit der hinteren Hälfte seines Autos gegen die vordere Hälfte meines Autos! 😨
Er wollte mich tatsächlich gegen die halbhohe Mauer in der Mitte der Autobahn schleudern!
Mein BYD Seal hat aber ein sehr hohes Eigengewicht von ca. 2160kg, mit mir dann ca. 2250kg, und er hat sich das offenbar leichter vorgestellt. Er stieß mich sehr wohl um ein schönes Stück nach Links in Richtung Mauer, ich konnte mein schlingerndes Auto aber gerade noch abfangen. Er selbst kam dabei viel stärker ins Schleudern und hatte großes Glück, dass er nicht selbst gegen die Mittelleitwand krachte, oder dass es ihn dabei überschlug. Ich ließ mein Auto nach diesem Crash dann nach Rechts zum Pannenstreifen ausrollen und er tat dasselbe.
Am Pannenstreifen stieg ich nicht aus dem Auto, da ich befürchtete, dass dieser offensichtlich kranke Mensch in einer verbalen Auseinandersetzung genauso agiert, als bei seinen fahrerischen Attacken, bei denen er sein Auto regelrecht als Waffe benutzt. Ich blieb sitzen und rief die Polizei per Telefon an, die wenig später kam.
Als wir an meinem Auto nach vorne gingen, stieg auch der Idiot aus, ging zu seinem Heck und wir trafen uns alle zwischen unseren beiden Autos. Was als nächstes kam, machte mich perplex. Der Typ fragte mich mit aller Seelenruhe vor den Polizisten, "und, war es dir das jetzt wert?" Mir? Er rammt mich und fragt mich, ob es mir das wert gewesen wäre? Die Polizisten nahmen die Aussagen beider Fahrer auf und natürlich gab es zwei völlig verschiedene Versionen, wodurch Aussage gegen Aussage stand. Ihm war es das offensichtlich schon wert, weil es nicht mal sein Auto, sondern ein Firmenwagen, also das Auto seines Arbeitgebers, war, und ihm womöglich jetzt sogar noch ein nagelneuer Firmenwagen gegeben wird. Er hatte also keinen persönlichen Wertverlust und konnte damit attackieren und seinen Emotionen freien Lauf lassen.
Am Abend verfasste ich eine Zeugensuche auf Facebook, welche bis jetzt 1025(!) Mal in den verschiedensten Facebook-Gruppen geteilt wurde. Und nach dem 997. Mal meldete sich tatsächlich ein Zeuge!! 😃🙏🏼 Wir werden nun zusammen entscheiden, in wieweit wir seinen Führerscheinbesitz vor Gericht infrage stellen lassen. Denn eines ist klar: Dieser Psycho ist eine tickende Zeitbombe und Gefahr für alle anderen Verkehrsteilnehmer und so wie der sein Auto gegen andere als Waffe einsetzt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es durch ihn zu einem Schwerverletzten oder gar Toten kommt. Hätte ich wie früher noch einen Kleinwagen gehabt, hätte er mich gegen die Mauer geschossen, ich wäre sicher zurückgeprallt, hätte mich bei so einer hohen Geschwindigkeit mehrmals überschlagen und im schlimmsten Fall hätten dann noch nachkommende Autos meinen Wagen gerammt. Die offene Frage ist jetzt nur noch, "wie weit möchte mein Zeuge mit seiner Unterstützung gehen?"
Ich frage mich, wie weit der Hass unter den Menschen noch gehen wird?
Und ich frage mich auch, wieviele Todesopfer auf Österreich's Straßen es wohl geben wird, die von solchen Psychopathen von der Straße oder gegen Mauern oder Bäume gedrängt werden und nicht mehr fähig sind, ihre ganz persönliche Version zu schildern.

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